Wie alles begann ...
„Ich lerne nicht Schlagzeug, um Musik zu machen!“
Natürlich mussten wir beide darüber lachen, denn diese Aussage steht ja im Kontext einer Vorgeschichte. Also, erst mal zum Anfang zurück.
Zu meinen schönen Erinnerungen zählt noch heute, dass ich mich manchmal sonntagmorgens im Wohnzimmer auf einen Stuhl sowie Fußbänkchen (die klassische Gitarre wird anders gehalten) setzte, eine gute Tasse Kaffee dazu trank und für mich ein kleines „Matinee“ aus Liedern vom Mittelalter, bis Renaissance spielte.
Aber wie das Leben halt so spielt, ging auch irgendwann diese Zeit vorüber und die Gitarre stand wieder in der Ecke.
Als ich vor einigen Jahren 60 wurde, machte ich bereits über 40 Jahre intensiv Kampfsport als Wettkämpfer, Trainer sowie Funktionär in verschiedenen Disziplinen bzw. Stilen. Im Sport generell und insbesondere im Kampfsport muss man unterschiedliche Bewegungen schnell umsetzen können. Betreibt man diesen Sport sehr lange und intensiv, eignet man sich im Laufe der Zeit zwangsläufig eine große Bibliothek motorischer Kombinationen und Verknüpfungsmuster an. Dabei ähneln sich allerdings auch etliche, obwohl sie für den Laien unterschiedlich aussehen. Kurzum: Man ist leichter in der Lage gesehene Bewegungen nachzuempfinden und innerlich Verknüpfungen zu kopieren. Ich will damit natürlich nicht sagen, dass man sie dann beherrscht. Aber der Reiz grundsätzlich neuer Anforderung hält sich in Grenzen. Bei allem Respekt sollte man ab einem gewissen Alter auch einsehen, dass für Leistungssport bzw. Akrobatik der Zenit mittlerweile ein wenig überschritten ist. Kurzum: Ich suchte zu diesem Zeitpunkt neue motorische Herausforderungen.
Schließlich fragte ich mich, warum ich das nicht auch in der Musik suchen könne, und so kam Klavier/Keyboard oder Schlagzeug in die meine Auswahl. Bei beiden war mir deutlich, dass die Gehirnhälften miteinander verknüpft werden müssen, sonst weiß nämlich die rechte Hand nicht was die linke tut.
Aufgrund meiner jahrelangen Trainererfahrung habe ich allerdings die Neigung, neue Lernaspekte zunächst strukturiert, zielstufengeplant und somit kognitiv und weniger intuitiv anzugehen. Nach dem Motto: Erst Kopf (verstehen), dann Magen („gefressen“) und schließlich Herz (Intuition).
„Ich lerne aber nicht Schlagzeug, um Musik zu machen!“
Natürlich wollte ich irgendwann mal Musik machen, schließlich hatte ich ja zuvor schon Gitarre gespielt (wenn auch nicht so intensiv). Aber das Intuitive war für mich zum damaligen Zeitpunkt äußerst weit entfernt. Ich war schon froh, anfangs den Backbeat bei "sagenhaften" 100bpm und den Single-Paradiddle (re-li-re-re / li-re-li-li) als 8tel konstant und flüssig über mehrere Takte hinzubekommen. Halt so das Typische für Anfänger. Dennoch fühlte ich, endlich zu meinem Instrument und neue Ziele gefunden zu haben.
Vielleicht hat es mich auch unterbewusst dahingeführt,
weil ich als Kampfsportler bei diesem Instrument
immer noch Treten und Schlagen kann. :-))